Geschichtliches über die Familie


Familienwappen der Bock von Wülfingen

Erste Erwähnung und Namensherkunft

 

Die nach dem heutigen Stand der Forschungen erstmalig im Jahr 1175 erwähnten von Wülfingen, die sich nach ihren ältesten Besitzungen in Wülfingen (heute Ortsteil von Elze, Landkreis Hildesheim) benannt hatten, führen seit ca. 1240 den Namen Bock von Wülfingen, als Kurzform auch Bock, von Bock bzw. v. Bock oder auch wieder von Wülfingen. Der Namensbestandteil Bock ist nicht eindeutig geklärt, jedenfalls ist zu dieser Zeit im Wappen der Familie neben zwei Wölfen auch ein schwarzer Bockskopf aufgenommen worden (siehe rechts im Bild).

 

Lehen

 

Zunächst von den Grafen von Poppenburg mit Grundbesitz belehnt, erweiterten die Bock von Wülfingen ihren Besitz im Mittelalter erheblich mit Besitztümern bis zum Harz und bis zur Weser, wobei aber der erworbene Grundbesitz zumeist kein Eigenbesitz, sondern als Lehen* vergeben worden war.

 

Ämter

 

Neben Grundbesitztümern wurden die Bock von Wülfingen auch mit bedeutenden Hofämtern belehnt, so z.B. seit dem 14.Jahrhundert als Erbkämmerer und Erbdrosten der Fürstbischöfe von Hildesheim, auch haben später mehrere Böcke in führenden zivilen Stellungen am Herzoghof in Wolfenbüttel oder aber als Deputierte und Schatzräte der Hildesheimer und Calenberger Ritterschaft Dienste geleistet.

 

Das Leben und Wirken

 

Das Leben und Wirken der Bock von Wülfingen wurde bis in die Gegenwart durch die allgemeinen geschichtlichen Entwicklungen geprägt. Nachdem die im Mittelalter auch an Personen reiche Familie um die Mitte des 16. Jahrhunderts gefährlich geschrumpft war und auszusterben drohte, ist sie seit Wulbrand Bock von Wülfingen († 1583) und seinen Söhnen Kurt und Jobst Brun, den Gründern der noch bestehenden Linien Bockerode und Elze, im Laufe des 17. Jahrhunderts wieder stark gewachsen. Daran änderten auch die durch den Dreißigjährigen Krieg erlittenen wirtschaftlichen Verluste nichts, von denen sich die Familie allerdings erst im 18. Jahrhundert wieder erholen konnte.

In der vorindustriellen Zeit stellten die durch Verwalter bewirtschafteten Hauptgüter Elze, Gronau und Bockerode beachtliche Wirtschaftsbetriebe dar.

Im Verlauf der Jahrhunderte haben viele Bock von Wülfingen, durch die ihnen verliehenen Lehen zu Ritterdiensten verpflichtet, auch militärisch gedient, im Mittelalter u.a. im Dienst der Hanse oder als Stadthauptleute in Braunschweig, Hildesheim und Lüneburg. Später zeichneten sich vor allem im Siebenjährigen Krieg (1756 -1763) der Generalleutnant Johann Friedrich von Bock († 1766), dem Friedrich der Große besondere Anerkennung zollte, und der General der Infanterie Ernst Wilhelm von Bock († 1790) im kurhannoverschem Dienst aus. Dessen Sohn, Generalmajor Georg von Bock († 1814) bewies nicht nur großes Geschick bei verschiedenen diplomatischen Missionen, sondern kämpfte auch mit seiner Dragoner-Brigade der Deutschen Legion des Königs von Großbritannien erfolgreich gegen Napoleons Truppen in Spanien. Insgesamt gab es unter den Angehörigen der Familie Bock von Wülfingen in der Vergangenheit 10 Generäle.

 

Während eheliche Verbindungen der Bock von Wülfingen bis ins 19. Jahrhundert vorwiegend mit anderen Adelsfamilien vor allem aus Niedersachsen eingegangen wurden, ist seitdem eine weitgehende "Verbürgerlichung" der Familie eingetreten; gleichzeitig ging der Anteil der Offiziere in der Familie immer mehr zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es keine Berufsoffiziere mehr in der Familie.

 

Seit dem 19. Jahrhundert haben sich immer mehr Familienmitglieder für zivile Berufe, u. a. Verwaltungsberufe oder technische Berufe entschieden und seit dem letztem Jahrhundert sind die Angehörigen der Familie Bock von Wülfingen, die in ganz Deutschland und teilweise auch im Ausland leben, in nahezu allen Berufsfeldern tätig. So wurde z.B. Harry von Bock († 1881) nach dem Studium in der Polytechnischen Schule in Hannover technischer Direktor der HANOMAG; Karl von Bock († 1889), der erste Vorsitzende des 1885 gegründeten Familienverbandes, war königlich preußischer Oberappellationsrat, also Richter am (jetzigen) Oberlandesgericht in Celle. Bedeutung durch seine Publikationen erlangte nach dem zweiten Weltkrieg der Kunsthistoriker Ordenberg Bock von Wülfingen (1914-1960).

 

Persönlichkeiten der Familie Bock von Wülfingen

 

Die Familienchronik „Die Bock von Wülfingen“ von Jürgen Huck (Hannover 2000/2010) enthält u.a. die Lebensbilder von mehr als 100 Familienangehörigen aus der Zeit vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, die durch ihr Wirken teilweise weit über die Familie hinaus Bedeutung erlangt haben. Einige von ihnen sind bereits im geschichtlichen Überblick oben erwähnt worden; die Auswahl der im Wikipedia-Artikel aufgeführten Persönlichkeiten ist demgegenüber offenbar nach anderen Gesichtspunkten getroffen worden.

 


* Grundbesitz hatte weit über das Mittelalter hinaus ganz überwiegend im Eigentum des Hochadels (also der Königshäuser und Fürstentümer) oder der Kirche gestanden, die diesen Besitz oftmals an den niederen Adel als Lehen weitergegeben ("verliehen") haben, und zwar gegen Zahlung eines Lehnszinses. Nach heutigen Begriffen könnte man das mit einer Pacht vergleichen, wobei aber die Belehnten eine deutlich stärkere Stellung hatten als ein Pächter: Eine Belehnung erfolgte in der Regel auf Lebenszeit und war darüber hinaus vererblich. Dies änderte sich erst mit der sog. Allodifikation der Lehen seit der napoleonischen Herrschaft, die auch nach deren Ende in Deutschland fortgesetzt wurde und beinhaltete, dass die bisherigen Lehngüter in das freie Eigentum der bisherigen Lehnträger übergehen konnten, sofern diese bereit und in der Lage waren, den dafür erforderlichen Ablösungsbetrag aufzubringen.